„Nun spricht der kleine Prinz auch aramäisch“

Nun wurde vom Kreis Aramäischer Studierender (KrAS) in Heidelberg die bewegende Geschichte, die Kinder und Erwachsene gleichermaßen anspricht, ins Aramäische (Surayt) übersetzt. Zu diesem Anlass lud der KrAS am 28.11.2005 zur Buchpräsentation nach Heidelberg ein.

Etwas mehr als 100 Gäste aus Nah und Fern fanden sich im distinguierten Spiegelsaal des Prinz-Carl-Palais ein. Unter den Ehrengästen der Veranstaltung befanden sich S. E. Mor Dionysios Isa Gürbüz, Syrisch Orthodoxer Erzbischof für Deutschland, Dr. Joachim Gerner, Kulturbürgermeister von Heidelberg, Dozenten und Professoren der Universität Heidelberg sowie Geistliche der Syrisch-Orthodoxen Kirche, Abuna Aziz Can, Abuna Isa Demir und Abuna Numan Inan. Die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Frau Dr. Annette Schavan, und der Kulturattaché der französischen Botschaft brachten ihr Bedauern zum Ausdruck, an der Veranstaltung nicht teilnehmen zu können. 

Die Veranstaltung wurde von SuroyoTV aus Schweden aufgezeichnet. Das Radio des Südwest-Rundfunks und die Stuttgarter Zeitung waren auch zugegen. Die regionale Presse berichtete bereits im Vorfeld.

Mit den Worten „Nun spricht der kleine Prinz auch aramäisch“ eröffnete David Gelen im Namen des KrAS die Buchpräsentation. Gelen, der die Gäste herzlich begrüßte, lud dazu ein, die Welt des kleinen Prinzen zu entdecken. Er wies in seiner Rede darauf hin, dass die Verwirklichung dieser Idee, die fast 2 Jahre in Anspruch nahm, vor allem das Problem der fehlenden und mangelnden Vokabularexistenz für eine Übersetzung ins Neuaramäische hatte. „Das Produkt dieser erschwerten Arbeit ist ein Geschenk an die Leser“, so Gelen. Sein Dank galt vor allem Prof. Dr. Werner Arnold und Dr. Walter Sauer, die aktiv an der Realisierung des Projekts mitgewirkt haben. Herr Gelen unterstrich zudem, dass in Zukunft noch weitere Projekte folgen werden: „Die Gründung der Fundatio Nisibinensis – Gesellschaft zur Förderung Aramäischer Studien ist dahingehend ein sehr wichtiger Schritt.“

Die Gastredner des Abends waren S. E. Mor Dionysios Isa Gürbüz und .der Kulturbürgermeister von Heidelberg, Dr. Joachim Gerner. Der Erzbischof machte einen Exkurs über die Bedeutung und Wichtigkeit der aramäischen Sprache und deren Dienst für die allgemeine Sprach- und Kulturentwicklung: „Jeder Sprach- und Schrifterfinder hat der Menschheit ein großes Geschenk gemacht. Einen großen Anteil daran hatte das Volk der Aramäer. Denn viele Schriften und Sprachen haben ihre Wurzeln im Aramäischen.“ Der höchste Würdenträger der Diözese unterstrich den Gebrauch der Muttersprache in der Diaspora: „Die aramäische Sprache ist eine Bereicherung für die deutsche Kultur, daher unterstützen und motivieren uns viele Kenner. Deshalb ist die Muttersprache kein Hindernis für eine Integration“, so der oberste Hirte der Erzdiözese konstatierend. Mit Hinweis auf die kritische Situation der aramäischen Sprache sagte der Erzbischof, dass die Sprache das Gestern mit dem Heute verbindet: „Mit dem Verschwinden der Sprache ist unsere Geschichte verloren.“

Dr. Joachim Gerner, lobte die KrAS-Initiative als Bemühung, eine der ältesten Sprachen zu bewahren. In seiner Rede lobte er die Geisteswissenschaften an der Universität. Diese brauchen sich nicht hinter den Naturwissenschaften zu verstecken. Die Naturwissenschaften gehen mit ihren Leistungen nur eher an die Öffentlichkeit als die Geisteswissenschaften.

Die Festvorträge der Veranstaltung hielten Prof. Dr. Werner Arnold, Leiter des Instituts für Semitistik der Universität Heidelberg, und Prof. Dr. Bernd Jörg Diebner von der Theologischen Fakultät der Universität Heidelberg. Prof. Dr. Arnold gab „Eine kleine Einführung in die aramäische Sprache“. Dabei zeigte er die ehemalige Ausbreitung des Aramäischen im Nahen Osten bis zu seiner Verdrängung durch das Arabische auf. Humorvoll verwies er auf das Ansehen des Aramäischen als heilige Sprache und die Sprache die im Himmel von Gott und den Engeln geredet wird. Thema des Festvortrags von Prof. Dr. Diebner war „Todbereit aus der Welt gehen – und spurlos verschwinden? Wo blieb er ab, der kleine Prinz?“ Gekonnt spannte er in seiner Rede auf sehr hohem Niveau eine Verbindung zwischen dem Leben von Antoine de Saint-Exupéry und seinem Werk „der kleine Prinz“ und der christlichen Heilslehre.

Das Schlusswort gehörte Dr. Walter Sauer, dem Verleger des Buches. Er betonte in seiner Ansprache, dass der Mangel an Büchern in der eigenen Sprache für Kinder ein Alarmzeichen sei. „Vor allem diese Tatsache hat mich dazu bewogen, dieses Buch zu verlegen,“ so Dr. Walter Sauer abschließend.

Der versammelte KrAS enthüllte am Ende in einem feierlichen Akt gemeinsam das übersetzte Werk „Malkuno Zcuro“. Damit das Publikum einen Vorgeschmack auf das Buch erhält, wurde ein Extrakt durch Zeki Bilgic vorgelesen. Abgerundet wurde der gelungene Abend mit einem Empfang für die Gäste bei Sekt und einem Büfett. Auch gab es nach den Grußworten und den Festvorträgen jeweils eine Unterbrechung, in der Zakay kurze Musikstücke auf Aramäisch sang.