Gesellschaft fordert Wissenschaft

Am 19. Juni fand das diesjährige Studenten- und Akademiker-Event mit anschließendem Barbecue im Kloster St. Efrem in Enschede statt, an dem über 40 Studenten und Akademiker aus Deutschland und den Niederlande teilnahmen.

In dem Vortrag mit dem Thema „Kirche, Glaube und Wissenschaft“ stellte Seine Eminenz Mor Polycarpus Augin Aydin die These auf, dass Wissenschaft nicht zwangsläufig ein Gegner oder gar Feind des Glaubens bzw. der Kirche sein muss. Viel mehr machte Seine Eminenz dem Zuhörer deutlich, dass es auf ein „gesundes Auskommen“ dieser drei Gruppierungen ankäme. Die Wissenschaft schließe nicht unmittelbar den Aspekt des christlichen Glaubens aus und mit der richtigen Grundeinstellung kann man auch als Gläubiger in der Wissenschaft tätig sein, mit der Bedingung, dass der Glaube höher steht als die wissenschaftlichen Erkenntnisse. Dies veranschaulichte seine Eminenz mit dem Beispiel von Sacharja, dem Vater von Johannes dem Täufer, dass der Intellekt des Hohepriesters die Botschaft eines Sohnes, den Gott ihm versprochen hatte, nicht im Glauben annehmen konnte und deswegen in „Stummheit“ versetzt wurde. Er, als Hohepriester, sollte Abraham und Isaak als Beispiel nehmen und wissen, dass bei Gott alle Dinge möglich seien. Dennoch stand ihm sein Verstand im Wege. Als er nun die Botschaft im Glauben annahm und sein Sohn geboren wurde, löste sich auch seine Zunge und er konnte wieder sprechen. Mit den Worten „Glaube ist der Große Bruder der Wissenschaft“ schloss Mor Polycarpus seinen Vortrag ab.

 

Der Vortrag von Dr. Kees den Biesen, der zum syrisch-orthodoxen Glauben konvertiert ist, trug die Überschrift „Symbolisch sehen, denken und leben. Wissenschaft, Kunst und Glauben im christlichen Leben“.

Dr. Kees den Biesen lenkte das Augenmerk auf den Blickwinkel, aus dem man das Zusammenspiel von Glaube, Wissenschaft und Kunst betrachten müsse. Anhand anschaulicher Beispiele aus der Natur und Architektur macht er deutlich, dass alles im Leben seinen bestimmten Platz und seine Gewichtung habe, damit ein gesundes Miteinander gewährleisten werden kann. Gerät aber eine der drei Gruppen zu stark in den Vordergrund bzw. wird vernachlässigt oder gar ignoriert, so gerate eine Gruppe und das gesamte Zusammenspiel zwischen Glaube, Wissenschaft und Kunst aus dem Gleichgewicht und verzerre die Ansicht – man wird einseitig und radikal. Viel wichtiger sei es, Gottes Handschrift hinter der Wissenschaft und der Kunst zu sehen, denn laut den Biesen „gehört alles zusammen, man muss nur den Zusammenhang finden, damit der Konflikt zwischen den Gruppen nicht entsteht und man einen gesunden Geist entwickelt.“

 

Als letzter Redner stellte Paulus Gelen, der 2. Vorsitzender der Fundatio Nisibinensis – Gesellschaft zur Förderung Aramäischer Studien e.V“, die Arbeit der Gesellschaft und der Stiftung vor und beschrieb ihren Nutzen für das aramäische Volk und speziell für aramäische Studierende und Akademiker. Ebenso stellte Paulus Gelen die aktuellen und bevorstehenden Projekte der Gesellschaft vor.

Nach der Vortragsreihe hatten die Teilnehmer und Mitwirkenden bei einem gemütlichen Barbecue im Kloster ausreichend Zeit, sich über die einzelnen Vorträge auszutauschen und einander kennenzulernen.