Lieber Albert,

dein Weggang aus dieser Welt hinterlässt eine große Lücke, die schwer zu schließen sein wird.
Du warst eine starke Säule für unsere aramäische Gemeinschaft und darüber hinaus.

Nicht zufällig hast du dir den folgenden Spruch von Antoine de Saint-Exupéry zu eigen gemacht: „Mensch-Sein heißt Verantwortung fühlen: sich schämen beim Anblick einer Not, auch wenn man offenbar keine Mitschuld an ihr hat.“

Ja, wahrhaftig, du hast dich dieser Herausforderung gestellt. Dass du helfen wolltest, stand außer Frage. Dein Antrieb war stets die Frage danach wo du sinnvoll helfen kannst, wo deine Hilfe am nachhaltigsten eingesetzt ist und am dringendsten gebraucht wird.

Du stammst aus einer zweifach prägenden Familie: Der Vater ein Aramäer und die Mutter eine Armenierin. Als Angehöriger zweier uralter christlicher Völker, die über Jahrhunderte hinweg unterdrückt, verfolgt, aus ihrer Heimat vertrieben und 1915/16 Opfer eines Völkermordes wurden, hast du eine besondere Verantwortung gespürt, die Not der beiden Gemeinschaften zu lindern und ihre Bildungseinrichtungen zu fördern.

Der Radius deiner Unterstützung war sehr groß und vielfältig. Du hast ein Altersheim in Armenien bei der Stadt Gyumri, die im Dezember 1988 durch ein Erdbeben weitgehend zerstört wurde errichtet. Für die von Krieg und Verfolgung betroffenen Aramäer im Irak und in Syrien, hast du deine Unterstützung angeboten und tatenkräftig geleistet. Aramäischen Studenten in der Türkei hast du mit Überbrückungsgeldern unterstützt, damit sie ihr Studium zu Ende führen können.
Auch für die Veröffentlichung von Büchern, die sich mit der Geschichte der Armenier und Aramäer befassen, hast du Zuschüsse geleistet. Bedürftige Familien in Armenien hast du ebenfalls geholfen. Das alles ist bei Weitem nur ein Bruchteil deines Engagements für Menschen, die sich aus eigener Kraft nicht helfen konnten.

Auch deine neue Heimatstadt Düsseldorf, wo du erfolgreich tätig warst als Dipl. Ingenieur und Architekt und Geschäftsführer deiner Albert Sevinc Planen und Bauen GmbH, lag dir am Herzen. Dort hast du mit hohem Engagement Jugendzentren unterstützt. Mit deinem Team hast du erfolgreich neue Stadtviertel und neue Lebenszentren geplant und gebaut. Zu deinen Projekten gehörte auch das Restaurieren des Kanzleihauses Salomon Heinemann in Essen.

Damit deine karitative Tätigkeit fortgesetzt wird, hast du deine eigene Stiftung gegründet, die deinen Namen trägt. Du hast nicht einfach danach getrachtet, deinen Reichtum immer weiter zu vermehren, sondern hast es als selbstverständlich erachtet, dein Vermögen denen zur Verfügung zu stellen, die diese Unterstützung brauchen.

Für uns von besonderer Bedeutung ist, dass du als Mitstifter wesentlich dazu beigetragen hast, dass die NISIBIN - Stiftung für Aramäische Studien gegründet wurde, am Leben bleibt und ihre Arbeit fortsetzen kann. Du wolltest mithelfen, dass die Aramäer in der wissenschaftlichen, universitären Welt eine Einrichtung haben, die ihre Geschichte und Gegenwart erforscht und wichtige Impulse gibt. Zuletzt warst du Vorsitzender dieser Stiftung. Deine scharfsinnige Analyse dessen, was ist und was nottut, gepaart mit unermüdlichem Fleiß und Geschicklichkeit bei der zielgerichteten Umsetzung der erforderlichen Schritte, sind bei all deinen Unternehmungen sichtbar. Im persönlichen Umgang wiederum prägte deine direkte und uneitle Art deinen menschlichen Kern. All das hat uns sehr beeindruckt und bleibt uns ein Vorbild. Dafür sind wir dir von Herzen für immer dankbar.

Für all das und viel mehr sagen wir Danke, lieber Albert. Ruhe in Frieden.